Über die Edition 'Teiche'
Nur auf den ersten Blick scheinen seine "Teiche" in der Reihe der Themen, die Martin Henzes Arbeit sonst bestimmen, isoliert dazustehen: Deutsches Mittelgebirge statt Shanghai, Waldeinsamkeit - so scheint's - anstelle von Stadträumen. Doch liegt beides näher beieinander, als der flüchtige Eindruck glauben macht.

Tatsächlich sind die Teiche und Wasserläufe des Oberharzer Wasserregals, das Henze erkundet hat, nicht urwüchsige, sich selbst überlassene Naturlandschaften, sondern Zeugnisse der Kultur- und Technologiegeschichte. Als Energiespeicher und Abraumfläche für Sickerwasser bis ins 19. Jahrhundert unterhalten, hat Henze das System kleiner Seen und Kanäle als Industriebrache begriffen, dessen Natürlichkeit bestenfalls ein zweite ist. Auf alle Assoziationen des vordergründig Idylllischen hat er ebenso verzichtet wie auf die falsche Selbstbescheidung auf das bloß Dokumentarische. Statt inhaltlichen Zugang zu suchen ist seine Annäherung entschieden formal-ästhetisch: Subtil die Texturen, deren Geflecht die Fotografie mit der Fachkamera fordert, elaboriert die genau kalkulierten Bildkompositionen und am Ende die Opulenz feiner Farbabstufungen, die sich erst mit der Zeit entfaltet, über die der Betrachter seinen Blick ruhen lässt. Erst recht die Weise zu fotografieren bindet auch diese Fotografien Martin Henzes an jene zurück, die er aus den Metropolen und Megacities unserer Zeit mitbringt.